Stellungnahme Koalitionsvertrag

Zukünftige Koalition hat Digitalisierung der Musikbranche nicht im Blick

Berlin, MusicTech Germanyder Bundesverband Musiktechnologie Deutschland e.V. – hat erfreut zur Kenntnis genommen, dass die zukünftigen Regierungsparteien im vorgelegten Koalitionsvertrag die Bedeutung der kreativen Potentiale Deutschland betonen und diese unter Einbezug der Chancen, die die Digitalisierung bietet, mobilisieren möchten. Klingt auf den ersten Blick ganz verheißungsvoll asd

Die Koalitionsparteien betonen zwar in dem vorliegenden Dokument die Vorbildfunktion der Musikwirtschaft hinsichtlich der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle in der Digitalisierung. Jedoch lässt die Formulierung, Unternehmen, die in die Digitalisierung investieren, zu unterstützen und kulturelle und wirtschaftliche Grundlagen zu festigen, bedauerlich viel unnötigen Interpretationsspielraum.

MusicTech Germany verweist auf die Tatsache, dass es in der Vergangenheit oft deutsche Innovationen waren, die durch neue technologische Errungenschaften die weltweite Musikwirtschaft maßgeblich verändert haben. Damit dieses Potential auch weiterhin genutzt werden kann und insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen hierzulande weiterhin an neuen Lösungen für die digitale Wertschöpfungskette der Musikindustrie arbeiten können, müssen die entsprechenden Rahmenbedingungen und Instrumente zur Förderung der Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle für die Produktion und Verwertung von Musik ausgebaut bzw. erst einmal geschaffen werden.

Der Bundesverband Musiktechnologie, bedauert sehr, dass sich im Koalitionsvertrag jedoch keine entsprechenden, explizit auf die digitalisierte Musikindustrie zugeschnittenen, umfassenden Programme wiederfinden, wie sie zum Beispiel für die Film- und Gamesindustrie vorgesehen sind. Anbieter digitaler Geschäftsmodelle sind maßgeblich für die positive Entwicklung der Musikindustrie verantwortlich. Die Musikwirtschaft wiederum hat – als der am stärksten wachsende Teilmarkt der Kreativwirtschaft – einen bedeutenden Anteil an der Bruttowertschöpfung dieser Industrie. Der Branche, die mittlerweile die herkömmlichen, traditionellen Leistungsträger der deutschen Wirtschaft wie die Energiewirtschaft oder den Finanzdienstleistungssektor überholt hat.

Der Bundesverband Musiktechnologie fordert daher von der zukünftigen Bundesregierung die Entwicklung neuer Finanzierungs- und Förderprogramme, um Innovationen an der Schnittstelle von Kunst, Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft zu unterstützen. Dies bedeutet insbesondere auch, ressortübergreifende Förderinstrumente bereitzustellen, um Innovationen zu ermöglichen, die nicht nur in isolierten Teilbranchen stattfinden.

Das Vorhaben, bereits bestehende Instrumente weiterzuentwickeln, um inhaltsbezogene und immaterielle Innovationen, Leistungen und Produkte der Kreativwirtschaft anzusprechen, kann als Schritt in die richtige Richtung verstanden werden. Die Formulierung „zu prüfen, inwieweit Förderprogramme für technologische Innovationen auch auf datengetriebene Geschäftsmodelle ausgeweitet werden können“, ist zu undefiniert. Ein solches Vorhaben muss über eine reine Prüfung hinausgehen.

Eindeutig positiv zu bewerten ist der Wille der zukünftigen Regierungsparteien, die Bürokratiehürden im Gründungsprozess abzubauen und mehr Transparenz in die Förderlandschaft zu bringen. Um weiterhin auf internationalem Niveau wettbewerbsfähig bleiben zu können, muss hier – auch in Hinblick auf einen gemeinsamen europäischen Wirtschaftsraum – gewährleistet werden, dass Dokumente und Informationen über die Gründung eines Unternehmens in Deutschland zumindest auch in englischer Sprache verfügbar sind, um so internationalen Unternehmen und Talenten den Weg nach Deutschland zu ebnen. Dies gilt insbesondere für die digitalisierte Musikwirtschaft.

MusicTech Germany unterstützt die Entwicklung von Programmen, die explizit auch mehr Frauen ermöglichen, Gründerinnen zu werden und befürwortet die Einführung einer „Gründerzeit“. Es wird allerdings dringend empfohlen, den „Runden Tisch Frauen in Kultur und Medien“ um Expertinnen aus dem Bereich Digitalisierung in der Kreativwirtschaft zu erweitern.

Damit Deutschland weiterhin seiner Rolle als Innovationstreiber der Musikindustrie gerecht werden und im globalen Wettbewerb existieren kann, gilt es, in den Regierungsparteien ein grundsätzliches Verständnis für die Bedeutung der Digitalisierung in der Kreativwirtschaft zu entwickeln, Informationsplattformen zu schaffen und entsprechende zukunftsorientierte Maßnahmen zu ergreifen, die über das bisher Geplante hinausgehen.